Start ins 2023: Mangelnde Effizienz und katastrophale Defensiv-Standards 

Der FC Luzern ist mit vier Punkten aus zwei Spielen und dem Ausscheiden im Cup Achtelfinal in das neue Jahr gestartet. Eigentlich hätte der FCL alle Spiele gewinnen sollen – es mangelte aber offensiv an der Effizienz, wobei zwei Tore pro Spiel eigentlich ok wären – in den Super League Spielen lag der xG Wert des FCLs gegen Zürich deutlich und gegen Basel leicht höher (xG vs FCZ: 2.4 : 0.83 / xG vs FCB: 2.42 : 2.03 /fotmob.com) – vor allem aber waren die defensiven Standardsituationen eine reine Katastrophe. Fünf der sechs Gegentore fielen auf solche.

Auffällig war bei den Defensivstandards, dass es kein Schema gab, mit dem der FCL bezwungen worden war – ausser, dass drei Ecken auf den zweiten Pfosten erfolgreich waren – sondern, dass immer wieder andere Spieler neue Fehler begangen hatten. Bei den fünf Gegentoren auf Standards sind fünf verschiedene Spieler als Hauptschuldige auszumachen. Dies und der Fakt, dass der FCL bei jedem siebten Eckball [!!!] (28 Ecken, vier Gegentore) ein Tor bekommen hatte – was viel zu viel ist (je nach Statistik, die man klickt, kommt man auf Resultate; wie: Spitzenteams brauchen 12 Ecken pro Tor; Durchschnitt scheint aber eher bei weit über 30 Ecken pro Tor zu liegen) – sollte aufhorchen – und darauf hoffen lassen, dass Frick in der Vorbereitung auf das YB Spiel ordentlich defensive Standards hat trainieren lassen. 

So hat der FCL in allen drei Spielen aus dem Spiel kaum Chancen der Gegner zugelassen, ausser gegen Basel in den ersten 30 Minuten, was wohl aber mehr mit der neu zusammengesetzten Innenverteidigung zu tun hatte, als mit grundsätzlichen Problemen in der Abwehr. Vergessen wir nicht, dass sich der beste Innenverteidiger (Burch) im Training verletzt hatte, und der FCL mit Simani und Beka gegen die sehr schnelle Basler Offensive zwei sehr langsame Innenverteidiger auf dem Feld hatte. Schon nach etwa einer halben Stunde in Basel hat die Abstimmung in der Kette und mit dem Mittelfeld dann recht gut funktioniert.

Schauen wir uns die sechs Gegentore genau an, wir beginnen mit den beiden gegen Zürich.

Direkt zu den einzelnen Gegentoren:

  1. FCL-FCZ 1:2 Roko Simic, 89. Minute
  2. FCL-FCZ 2:2 Roko Simic, 93. Minute
  3. FCB-FCL 0:1 Zeki Amdouni, 17. Minute
  4. FCB-FCL 2:2 Andi Zeqiri, 78. Minute
  5. FCT-FCL 1:1 Miguel Castroman, 54. Minute
  6. FCT-FCL 2:1 Dimitri Oberlin, 77. Minute

1:2 Roko Simic, 89. Minute – beide IV mit ungenügenden Kopfbällen

Es steht 2:0, Luzern müsste mindestens 3:0 führen. Zürich kommt in der 89. Minute zu einem Freistoss ziemlich zentral halb rechts in der eigenen Hälfte in der Nähe der der Mittellinie. So weit so ungefährlich. Aufgrund des Spielstands und der fortgeschrittenen Zeit entscheidet sich der FCZ natürlich für einen weiten Ball an den 16er. Fast 10 Meter vor dem 16er verliert Burch dann das erste Kopfballduell gegen Tosin.

Der Ball fliegt näher an den 16er, ziemlich zentral, wo Beka ins Duell gegen Calixte Ligue geht – und dieses ebenfalls verliert, was ihm sonst in den seltensten Fällen passiert.

Calixte Ligues Kopfball fliegt perfekt auf den Fuss von Roko Simic, der dann mit einem Sonntagsschuss zum 1:2 abschliesst.

2:2 Roko Simic, 93. Minute – Burch mit ungenügenden Kopfball, Diambou legt für Simic auf

Eckball von rechts von Krasniqi. Der Ball fliegt hinter den zweiten Pfosten. Burch verliert erneut das Kopfballduell gegen Tosin, dieser war aber sehr hart eingestiegen und hatte auch recht aufgestützt. Schürpf ist auch noch dort, am Schluss liegen beide Luzerner am Boden.

Hier noch in einem anderen Winkel, wobei das Aufstützen gut zu erkennen ist. 

Tosins Ball kommt in die Mitte, auf Diambou. Dieser stellt sich eher ungeschickt an, der Ball kommt aber auch aus sehr kurzer Distanz.

Auch hier noch der andere Kamerawinkel. Trifft Diambou den Ball besser, gewinnt Luzern.

Diambou spielt den Ball aber quer durch den Fünfmeterraum, genau auf den Fuss von – na klar – Simic, der bei seiner Premiere, eingewechselt in der 77. Minute, zum zweiten Mal einnetzen kann.

FCB-FCL

0:1 Zeki Amdouni, 17. Minute – Linke (Abwehr-) Seite verpennts total

Schürpf greift über Links an, Frydek hinterläuft (das machen sie die ganze Zeit), Schürpf flankt diesmal selber. Die Flanke wird geblockt und Basel kann sich über hinten rechts rausspielen. Frydek entscheidet sich dabei noch einmal (sehr halbherzig) ins Gegenpressing zu gehen, wird aber durch einen weiten Ball ausgehebelt.

Alles so weit noch ok. Jetzt müsste(n) Frydek (und Schürpf) aber zurück, die linke Defensive ist komplett unbesetzt. Auch die Mittelfeldspieler, die defensiv aushelfen könnten (Jashari, Diambou, Meyer), sind noch deutlich in der Hälfte Basels und vor dem Ball.

Basels weiter Ball landet auf dem Kopf von Simani, dieser köpft direkt weiter auf Jashari. Jashari verliert aber den sehr körperlichen Zweikampf gegen Diouf. Der zieht mit dem Ball am Fuss in die FCL-Hälfte, hat aber keine Optionen nach vorne. Er verzögert und spielt zurück auf Pelmard.

Seit dem „Pressingversuch“ von Frydek sind nun über 15 Sekunden vergangen. Schürpf und Frydek sind erst jetzt wieder knapp in der eigenen Platzhälfte. Es sind aber sieben Spieler hinter dem Ball (eigentlich sogar acht, aber Schürpf zählt nicht, weil er nicht in Position ist). Also alle ausser Chader (MS), Schürpf (OML) und Frydek (LV). In erster Linie müsste jetzt mindestens Frydek, fast 18 Sekunden nach seinem Pressingversuch 20 Meter vor dem gegnerischen Tor, wieder auf seiner Position hinten links sein, nämlich beim winkenden Amdouni, 60 Meter weiter hinten, in der Nähe des eigenen Strafraums auf Basels rechter Angriffsseite. 

Man kann aber die sieben Spieler hinter dem Ball auch nicht aus der Verantwortung nehmen. Meyer und Jashari hätten helfen müssen. Meyer sich auf die Linksverteidigerposition zurückfallen lassen (und Diambou und Dräger sogleich nach links schieben), oder, und das wäre die logischere Variante gewesen, Jashari hätte entweder selber auf Frydeks Position sollen oder noch besser, und so haben sie es später dann auch gemacht, sich zwischen die Innenverteidiger fallen lassen und Beka rausschieben. Beka zeigt noch an, dass Amdouni frei steht, könnte eigentlich so oder so selber hin, dann wäre aber das Zentrum relativ offen, aber immerhin noch jeweils im 1:1.

Wer die Aufgabe hatte, Frydeks Position zu übernehmen, wenn dieser vorne ist, scheint hier (noch) nicht klar geregelt oder vergessen worden zu sein. Am besten wäre, wie schon erwähnt, gewesen, wenn Jashari und Meyer hier defensiv arbeiten würden, denn im Mittelfeld ist in dieser Situation eine Überzahl zu erkennen, Dräger, Jashari und Meyer tun nicht wirklich etwas, Diambou hat wenigstens einen Mann und geht auf den Ballführenden Pelmard zu. Wenn Jashari und Meyer nach Links schieben, sind da immer noch Diambou und Dräger, die das Zentrum hätten übernehmen können. Diambou spielte auf der rechten 8er-Position und Dräger auf dem rechten Flügel, im 4-1-4-1.

Spätere Szenen implizieren, dass es in der Restverteidigung, wenn Frydek vorne ist, Aufgabe des Innenverteidigers und des 6er wäre, hinten links zu stopfen. In dieser Szene funktioniert das gut, Beka geht auf den angespielten Flügel und Jashari lässt sich auf die Innenverteidigerposition fallen.

Zurück zum Gegentreffer: Frydek und Schürpf sind auf dem Rückweg, sieben Spieler hinter dem Ball, da ist es aber scho zu spät, weil Pelmard erkannt hat, dass rechts viel Platz ist. Amdouni, der spätere Torschütze, winkt schon und Pelmard spielt ihn an. 

Schürpf ist schneller hinten als Frydek und scheint die Gefahr erkannt zu haben – logischerweise viel zu spät – während Frydek friedlich zurück joggt.

Amdouni bekommt den Ball, zieht in den 16er und schiesst aus relativ spitzem Winkel ein.

2:2 Andi Zeqiri, 78. Minute – Eckball wieder auf den 2. Pfosten

Der Eckball kommt von rechts von Lopez. Zu diesem Zeitpunkt sieht es eigentlich gut aus. Problematisch wird für den FCL, dass Beka den Ball leicht unterschätzt und dadurch Schürpf irritiert. 

1.96-Mann Beka segelt unter dem Ball durch und Schürpf und Simani sind darauf nicht vorbereitet. Schürpf sollte eigentlich den Ball rausköpfen, nachdem Beka ihn unterflogen hatte.

So landet der Ball aber unberührt bei Amdouni. Der will selber schiessen, Dorn fälscht den Ball aber ab.

So, dass er genau auf dem Fuss von Zeqiri landet, der nicht aus dem Abseits kommt und zum 2:2 einschiesst.

FCT-FCL

1:1 Miguel Castroman, 54. Minute – Nach Eckball ungenügend verteidigt

Der Eckball ist fürs erste geklärt. Der Ball fliegt aus dem 16er, dort verliert Campo sein Kopfballduell aber kläglich.

Thun kann den Ball am Strafraum festmachen. Sie kommen über rechts mit Ndongo, der relativ einfach an Emini vorbei kommt.

Die Flanke kommt an, Simani verliert das Kopfballduell, Müller hält heldenhaft, verletzt sich aber bei der Landung.

Müllers Abwehr landet beim freistehenden Castroman, der akrobatisch einschiesst. 

2:1 Dimitri Oberlin, 77. Minute – Frydek pennt bei Eckball, drittes Mal am weiten Pfosten erwischt.

Hier sieht alles noch gut aus. Chader, Beka, Jashari und Meyer sind beim vorderen Pfosten im Raum positioniert, im und um den Fünfmeterraum stehen fünf Spieler in Manndeckung, zusätzlich zentral am Fünfer steht noch Kimpioka, ebenfalls in Raumdeckung.

Oberlin beginnt sich nun, weg vom Tor und Richtung Ecke, von Frydek zu lösen.

Oberlin zieht den Sprint nun voll an, der Laufweg aus seiner Sicht nach links war eine Täuschung, er zieht jetzt in die andere Richtung und entwischt Frydek.

Kurz darauf orientiert sich Oberlin wieder zum Ball.

Macht noch ein paar Schritte zum hinteren Pfosten, Frydek hat ihn und die Orientierung inzwischen verloren. Der Ball ist nur noch ein paar Meter vor Oberlins Kopf entfernt.

Nun kommt Oberlin relativ ungestört zum Kopfball, und hat keine Mühe, den Ball zu versenken. 

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